Breitband, 5G, Starlink – und doch…

bleiben wir beim Kabel.

Das Foto zeigt Glasfaserrohre.
Das Netz macht den Unterschied.

Machmal reichen sich die Themen sekündlich die Hand. Gestern noch nahm ich an einer Zoom-Session über 5G teil. Heute freue ich mich über eine Twitternachricht….

….und ein paar Stunden später dann die Realität….: Ich höre von einem Studenten, welche unüberwindlichen Hürden sich aufwerfen, wenn er in einer Dachgeschosswohnung im 4. Stock in einer Mittelstadt in NRW eingezogen ist – und natürlich schnelles Netz möchte – die #unitymedia und deren angeschlossene Techniker aber nicht in der Lage sind, ein Kabel vom Keller bis unters Dach zu verlegen. Geht nicht. Auftrag abgeschlossen. Kein Internet also.

Wir sind in Deutschland. Es ist November 2020. Die letzten Monate der Zwangsdigitalsierung in zahlreichen Lebensfeldern liegt hinter uns – und doch packen wir es nicht an, das eigentliche Problem der verhinderten Digitalisierung: die flächendeckende Versorgung mit Breitband. Denn auch Breitband wird benötigt, um etwa eine 5G-Versorgung herzustellen.

Dazu durfte ich mich also gestern vertiefend informieren: Die Pro-Wirtschaft im Kreis Gütersloh hatte zur virtuellen Diskussion geladen. Vorweg: Eine sehr gelungene Veranstaltung, enorm informativ, anregend für das, was möglich wäre, wegbereitend für die, die es qua Amt und Mandat würden anpacken und umsetzen können. Prima Format. Notwendig und gut durchdacht.

Nur: Für meine Begriffe dürften sich mehr Entscheider auch aus Politik und Verwaltung in solchen Formaten einfinden.

Aber hier ein paar kurze Impulse, die mich bewegt haben. Dr. Guido Beckmann von Beckhoff Automation GmbH und Co KG aus Verl stellte 5G und sein mögliches Potenzial für Maschinen und Anlagen vor. Und auch das Land NRW war vertreten mit zwei Referenten aus dem Kompetenzzentrum 5G.NRW.

Warum ist 5G so spannend? Weil es gemeinhin als die nächste Schlüsseltechnologie der digitalen Transformation bezeichnet wird – und damit ein Hoffnungsträger ist. Kurz gesagt, 5G ist ultraschnell, höhere Datenraten lassen sich übertragen, es weist kurze Verzögerungszeiten auf (bis 1ms), viele Sensoren lassen sich anschließen (Ziel: bis zu 1 Trillionen), Stromverbrauch soll geringer sein, Material ist billiger als Kupfer, also alles Notwendigkeiten für Anwendungen etwa in der Kommunikation von Dingen oder eben Maschinen untereinander – aber auch für Steuerung und Nutzung von Anwendungen im Bereich der smarten Stadt.

Huawei, Hannover 2018

Man braucht 5G für mobile Roboter, für fahrerlose Transportfahrzeuge, für die Arbeitsbereiche wie der Einsatz für Arbeitskräfte mit VR-Brillen oder AR-Brillen, für die Vernetzung von Maschinen untereinander (IOT), für Kameras in den Maschinen, die mehr Informationen gewährleisten, etwa, um Monitoring zu betreiben oder den Verschleiß frühzeitig zu melden.

5G ist drahtlose Kommunikation als Ersatz für Kabel.

Ein eingängliches Beispiel von Beckmann: 5G brauchte es in einem Fußballstadion, wenn etwa 1 Millionen verbundene Geräte / km2 zur gleichen Zeit ein erzieltes Tor nochmals kurz im Videostream nachverfolgen möchten.

Die technischen Ansätze zur Automation in Maschinen aus dem konkreten Beitrag von Dr. Beckmann spare ich mir hier – ich bin keine Fachfrau, hier einige Infos zum vorgestellten EtherCat-Beckhoff.

Interessant waren einzelne Aspekte, die ich im kommunalen Umfeld relevant finge. Etwa: dass es natürlich noch keine ausgebaute 5G-Infrastruktur gibt. Fünf Städte in Deutschland testen diese, etwa in Berlin (teilweise), Hamburg im Hafen und auch Düsseldorf. Aber sehr wohl gibt es bereits Campus-Netze im Bereich der Produktionen, um zu testen, um auszuprobieren, was geht und wie. BMW hat so ein Campus-Netz, Bayer auch, Osram auch.

Spannend ist auch hier die Frage, wer eigentlich künftig diese Netze besitzen wird – werden sie privat sein, oder Hybride? Bisher tauchen diese Fragen eher auf dem Radar nicht auf.

Spannend sind auch erste Labs, die sich mit der Anwendung von 5G befassen, wie das XLabs Wireless mit Huawei. Ein Blick in die Welt der Ideen von morgen lohnt sich, denn hier brausen Dinge durch die Websites, die irgendwann auch unser Alltag sein werden. In einem Video von Huwaei zeigen sich die zehn wahrscheinlichsten Einsatzfelder von Cloud VR, VR Shopping, VR Traveling, connected mobility, über wireless e-Health, bis hin zu taktilem Internet in der Gesundheitswirtschaft, vernetzte Drohnen, persönlichem AI – Assistenten bis zu smart City. Ein ganzer Strauß an Möglichkeiten, die heute noch als Fortschrittserzählung gelten….

Am Ende des Session zu 5G gab es noch einen Einblick in das Wirken des Competence Centers 5G NRW. Immerhin ist NRW das erste und einzige Bundesland, welches bisher eine 5-G-Strategie formuliert hat. Diese findet sich zum Nachlesen hier.

Zitat aus der Einleitung:

„Mit der vorliegenden 5G-Mobilfunkstrategie haben wir uns klare Ziele gesetzt. Wir wollen eine Führungsrolle bei der Einführung von 5G übernehmen. Wir sind entschlossen, die Chancen dieser Technologie möglichst frühzeitig zur Realisierung zu bringen und erfahrbar zu machen. Dies wollen wir erreichen, indem wir

 die Mobilfunkinfrastruktur ausbauen. Den flächendeckenden Ausbau der Gigabit-Netze sehen wir hierbei als eine Voraussetzung, die wir für 5G-Anwendungen brauchen.
 5G-Anwendungen möglichst früh erproben und rasch in die breite Anwendung bringen. Auf diese Weise haben wir in Nordrhein-Westfalen die Chance, als Pionier neue Märkte zu erschließen und von den positiven Wirkungen auf die nordrhein-westfälische Wirtschaft zu profitieren. Hierfür stellen wir in den kommenden Jahren bis zu 90 Millionen Euro für innovative Vorhaben bereit.
 mit allen relevanten Akteuren, die ihren Beitrag zum Aufbau der 5G-Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen leisten, im stetigen Austausch sind. Nur so können wir potenzielle Herausforderungen frühzeitig identifizieren und gemeinsam an Lösungen arbeiten, die unser Land voranbringen.“

Quelle: 5 G-Strategie Prof. Pinkwart, NRW

Wer werkelt wo an was? 5G.

Für mich ist das Papier wie ein Schrotflintenschuss: viele Kugeln fliegen durch die Luft, treffen ein bisschen Wirtschaft, ein klein wenig Gesellschaft, streifen Politik. Ich befürchte, wir haben es hier mit dem natürlichen Buzz-Word-Bedienen zu tun: Thema besetzen, machen wir schon, unangreifbar sein, weil es ein Papier gibt, wo die anderen noch nix formuliert haben. Das wiegt in Sicherheit. Aber praktisch wird es nie.

Aber leider ist da schon ein ganzer Stapel an solcher Papiere, in denen die Zukunft rauf und runter beschrieben werden. Etwa der Breitbandausbau. Mit bisher auch in meinem Kreis leider sehr wenig Flächendeckendem. Das führt sogar zu solchen Aktionen wie heute, wo ein Student in einer Mittelstadt kein Internet bekommt, weil er in einem Altbau in der 4. Etage wohnt. Und dabei waren die PR-Beschreibungen so verheißungsvoll – wie auch die Strategiepapiere zu 5G.

Bevor wir das also nutzen können, es praktisch umsetzen, dauert es lange Jahre. Jahrzehnte. Oder aber Elon Musk zündet die nächste Rakete…

Im Vortrag des Competence Centers 5G NRW fiel auch ein Chart auf mit dem „Gartner-Hype“. Hier fiel der Begriff direkt ins Auge, ankommen im „Tal der Enttäuschung“ – der Zeitraum also, wenn ein Buzzword wir 5G mit der Wirklichkeit konfrontiert wird. Allein der Begriff hat es vermocht, meine Enttäuschung zu erden.

Geduld, Geduld….

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