Update: Hier findet sich der Link zu meinem Eingangsvortrag. Ebenso wie der von Ingrid Brodnig (Österreichische Journalistin und Digitalexpertin) und der anschließenden Diskussion zusammen mit Moderator Meinrad Knapp.
Update 2: Ich empfehle dazu auch den Blog von Johannes Pressl „Langfristig denken – Konkret handeln“.
Laden die Nachbarn aus Österreich ein, muss man als Deutsche(r) kleine Brötchen backen, wenn es um E-Government geht. Sie sind uns meilenweit voraus. Ein Beispiel? Die Post, die morgens noch in Papierform im ländlichen Rathaus eingeht, ist mittags gescannt – und am Nachmittag ist analoges Totholz bereits geschreddert. Als Referentin aus Deutschland im Kreis von österreichischen Kommunalis darf man sich hier ehrfürchtig verneigen.
Ich war eingeladen, zu den Kommunalen Sommergesprächen 2017 in Bad Aussee, Österreich. Gastgeber und Ausrichter war der Österreichische Gemeindebund und die Kommunalkredit Österreich. „Thema: Denk digital. Bleib kommunal.“ Treffender konnte der Titel nicht sein. Die Musik spielt hier zwischen Tradition und Moderne:
In vier Fachforen konnte das weite Feld „Digitalisierung“ anschaulich aufgebohrt werden. Die jeweiligen Fachimpulse kann ich hier nicht beschreiben – ich stand selbst auf dem Podium, dann ist bloggen schwer.
Die Foren mit ihren Themen sowie die Ergebnisse in aller Kürze – die Ähnlichkeiten oder Deckungsgleichheit mit der Diskussion in Deutschland liegt auf der Hand:
Nummer 1: Social Media und Kommunikation auf lokaler Ebene:
Social Media ist eine Herausforderung; gutes Kommunikationsmittel für die Kommune, weil in eigener Hand und unabhängig von anderen (Zeitungen); Kommunikation auch für die, die nicht mehr in der Gemeinde leben (Weggezogene aber Heimatverbundene); sie können sich hierüber immer noch informieren, was daheim passiert; Social Media muss professioneller werden (Technische Installation / Anwendung, Anleitung für Verwaltungsmitarbeiter); das Wissen und die Erfahrung ist nicht vorhanden, wie man mit Trollen/Shitstorm umgeht; gewünscht ist, „die Kontrolle“ in der Gemeinde zurückzuholen.
Thema 2: Digitale Verwaltung braucht den Menschen (Kommune 4.0)
Ergebnisse: Vorbereitung und Einstellen auf eine noch schnellere Taktung der Geschwindigkeit der Veränderungen als das bisher der Fall war; Muss man mehr Personal einstellen, um die Aufgaben leisten zu können?!; es ist keine Aufgabe für Roboter: Verwaltung, Pflege von Alten, Müllabfuhr = das müssen nach wie vor menschliche Arbeitsplätze bleiben; mehr Stimmungen und Ängste der Menschen aufnehmen, Ängste wahrnehmen und ernstnehmen; digitale Werkzeuge müssen beherrschbar sein für eine Verwaltung; (Exkurs: Wenn man das kann, dann gelingt das auch ( es braucht Erfahrungen, die erlangt man lediglich durchs Machen); wir brauchen einen Plan; die Frage beantworten: Was will ich mit den neuen Tools erreichen? (das sagt einer, der lange Jahre Erfahrung hat; Personalabteilung wird immer wichtiger = Personalentwicklung als Teil der Kommune 4.0.
Thema 3: Digitale Plattformen zur Umsetzung kommunaler Projekte
Digitale Werkzeuge und digitale Angebote = unüberschaubar ( es gibt zu viel, die Auswahl ist nicht mehr gewährleistet nach handhabbaren Kriterien); die Frage ist und bleibt: Was davon soll ich nehmen? Was passt zu mir und meiner Verwaltung? Was passt zu meiner Kommune?; Womit soll ich anfangen? Die Themenpalette ist so vielschichtig: Glasfaser, E-Government+; Wie bringe ich Bürger dazu, Digitales auch zu nutzen?; Wenn digitale Angebote = dann müssen diese den Arbeitsaufwand für die Menschen reduzieren (Beispiele: Wasserzähler; keine Anträge mehr im Amt); am gefährlichsten ist es, diesen Weg NICHT zu gehen!; Vorschläge konkret: 1. Zentrales Angebot geben (1 Anlaufstelle, sinnvoll alles digital anzubieten; 2. Holschuld der Gemeinden; 3. zentrales Angebot für die Qualifikation der Mitarbeiter machen (Wartung; Bestimmungen; übergeordnete Aufgaben); 4. Klare Definition von Bundesseite wird erwartet. Schließlich bleibt die Frage: Was MUSS ich denn als Kommune anbieten? Anleitungen und klare Vorgaben werden erwartet, Vernetzung untereinander ist zentral und wichtig
Forum 4 Smart Country – digitale Strategien für den ländlichen Raum
Simon Rosner als unser Moderator stellt die Ergebnisse für unseren Workshop vor, den ich zusammen mit Christoph Meineke, Bürgermeister aus Wennigsen/Deister im Raum Hannover gestaltet habe.
Ergebnisse in aller Kürze: Digitalisierung kann man nicht von oben überstülpen und verordnen; Verständnis der Politik und der Verwaltung über digitale Themen vertiefen; Akzeptanz der Bürger stärken; Bürger einbeziehen; das Wissen und KnowHow der Vielen und bisher unentdecken Quellen wie auch der Jugend (Jugend hackt); Bedürfnisse und Bedarfe feststellen; Know-How in den Kommunen fehlt; Einbringen von Zivilgesellschaft in neuen Formaten wie Koproduktionen; Scheitern erlauben; Strategieplanung und beginnen!
Die Foren waren gut besucht. Das ist eine zentrale Aussage, denn wer den wunderbaren Ort der Tagung kennt: Bad Aussee, der ahnt, dass es dort um Entschleunigung geht, um Entspannung und um den Genuss der Natur. Viele Gründe also, die Landschaft zu genießen. Statt dessen rauchten die Köpfe und es wurde sehr ernsthaft und vielschichtig diskutiert. Kommunales Herzblut pochte.
Einige besonders herausragende Sätze und Erkenntnisse am Ende der Ergebnisverkündigung. Ich schreibe sie hier gerne auf, weil sie Mut machen, aber auch schmunzeln lassen.
1) „Wir schaffen das!“ Kein Stress.
2) Wir auf dem Land werden als Volliditionen gehalten. Wir sind es nicht!
3) Es braucht weniger! Wir machen eh schon alles – dann klappt das mit der Digitalisierung hier auch noch.
4) Anekdoten aus dem Forum 4: Alle im Gemeinderat stimmen für Glasfaser, nur einer nicht. Am Abend bespricht der Nichtstimmer diesen Umstand mit seinem Sohn. Der erklärt dem Vater, was man damit alles anfangen kann. Am folgenden Tag geht der Anruf ein beim Bürgermeister: Glasfaser sei doch eine tolle Sache. Man solle da mitmachen.