E-Highway: OH-Laster auf der Autobahnen

Wenn ich unterwegs bin, bleibt mein Blick immer auf Digitales gerichtet. Ich schreibe gerne über Dinge, die digital schon vorhanden sind, also Alltagsbeispiele darstellen, wo und wie konkret digitale und damit smarte Technik funktioniert:

In den letzten beiden Wochen machte ich Bekanntschaft mit zwei Teststrecken für Oberleitungshybrid-LKW (OH-LKW), das sind Fahrzeuge, die sowohl elektrisch angetrieben werden als auch mit fossilem Antrieb unterwegs sind. Das Projekt ELISA – elektrifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen in Hessen – ist seit mehr als einem Jahr am Start.

Der E-Highway zeigt den Weg in die nächste Dimension der Elektromobilität, so heißt es auf der Website. Bestandteile sind umweltschonende LKWs, die mit Hilfe einer hochmodernen Infrastruktur die Elektrifizierung des Güterschwerlastverkehrs ermöglichen sollen. Ein Feldversuch, der dazu beitragen möge, die Klimaschutzziele in Deutschland zu erreichen.

Im ersten Teil des Projekts ELISA entstand der eHighway Hessen auf rund zehn Kilometer Strecke der Autobahn A 5 zwischen den Anschlussstellen Langen/Mörfelden und Weiterstadt. Hessen Mobil errichtete unter Mitwirkung der Technischen Universität Darm­stadt innerhalb von zwei Jahren eine Oberleitungsanlage, die Oberleitungs-Hybrid-Lkw (OH-Lkw) mit Energie versorgen kann. Damit wurden die technischen Voraussetzungen für den Feldversuch geschaffen. (Quelle)

Einen LKW in Aktion habe ich zwar nicht angetroffen, das wäre auch ein schöner Zufall gewesen. Aber die Technik soll so funktionieren:

Sensoren im Dach des Lastwagens erkennen, ob sich über dem Fahrzeug eine Oberleitung befindet. Die ins Dach des Führerhauses eingebauten Abnehmer werden daraufhin ausgefahren und versorgen den Elektromotor des Lastwagens mit Strom. Zugleich wird die mitgeführte Batterie aufgeladen. Bei dem Stromabnehmer handelt es sich um eine Weiterentwicklung des in Bahnen bewährten Systems. Einen Unterschied gibt es allerdings: Endet die Oberleitung oder will ein Lkw überholen, springen entweder die Batterie oder ein Dieselgenerator ein. Die Lastwagen sind also mit einer Hybridtechnik ausgestattet und können in jeder Situation sowohl elektrisch als auch mit Diesel fahren. Das Herstellen oder Lösen der Verbindung mit der Oberleitung erfolgt automatisch im fließenden Verkehr, ohne dass die Geschwindigkeit verringert werden muss. (Quelle) 

Der Bund fördert Planung und Bau der Infrastruktur in Hessen mit 14,6 Millionen Euro.

Teststrecke auf der A5 Höhe der Tankstelle Gräfenhausen, nördlich von Darmstadt (Hessen)

 

Ein paar Tage später führte mich die A 1 an der nächsten Teststrecke vorbei: An der Bundesautobahn 1 wurde zwischen der Anschlussstelle Reinfeld und dem Autobahnkreuz Lübeck eine eHighway-Teststrecke für elektrisch angetriebene Oberleitungs-Lkw in Schleswig-Holstein errichtet. Die Teststrecke bemisst sich auf rund 2 x 5 km Länge. Die Testphase soll bis 2022 dauern – erhofft werden wissenschaftliche Ergebnisse, die Aufschluss geben für klimafreundliche Mobilität.

 

Hier die  A1 auf dem Streckenabschnitt in der Nähe von Lübeck.

In der Beschreibung von e-Highway.SH findet sich die Prognose, dass der Anteil an Transportfahrten stark ansteigen werde. Eine Binsenweisheit – wir selbst erleben diese Steigerung im eigenen Alltag, weil wir mittlerweile wie selbstverständlich im Internet bestellen – Ware, die dann auf den Weg gebracht wird – per Laster. In immer größeren Ausmaßen. Die Macher von e-Highway.SH gehen von der Annahme aus, dass diese Steigerung eben nicht allein durch die Bahn kompensiert werden könne – auch das erleben wir als Nutzer von Autobahnen gleich ganz selbst. So wird die Belastung mit Co2 weiter ansteigen. Güterverkehr (und nicht nur der) gehört also verändert, in der Form wie mit dem e-Highway verfolgt, also klimaneutral und batteriegetrieben.

Weitere Ziele, die verfolgt werden, sind wohl auch Erkenntnisse über die Veränderung von Logistikkonzepten sowie Betriebs- und Betreibermodelle, damit sich eine Akzeptanz für das System aufbauen kann. Auch im Fokus stehen Themen wie die Entwicklung von Abrechnungssystemen oder die Standardisierung der technischen Systemschnittstellen. Die Frage, ob LKW künftig in Form von DeFi-Systemen bezahlen können, etwa Maut oder das Tanken, werden sicher bald verstärkt in den Fokus rücken.

In SH wird auf der Teststrecke auch gleichzeitig noch ein weiteres Beispiel für den Einsatz von IOT mitgeliefert: Die  Technische Universität Dresden und die FuE-Zentrum FH Kiel GmbH installierten mehrere Reflektoren an der Oberleitung. „Ein eingesetzter Laserscanner kann so die dynamische Seitenlage der Fahrdrähte und Tragseile erfassen und das mechanische Verhalten der Oberleitung während des Betriebs dokumentieren. Um mögliche Umwelteinflüsse in die Auswertung einzubeziehen, wurde temporär auch ein Anemometer eingesetzt, welches lokal Windgeschwindigkeit und Windrichtung auf Fahrdrahthöhe aufnimmt.“

 

Schöne Beispiele für praktische Anwendungen. Dürften mehr sein – und schneller liefern und verändern helfen.

 

 

 

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