Im Rahmen der Klimawoche Gütersloh haben wir eine Diskussionsrunde zum Thema „Auf dem Weg in die klimaneutrale Stadt“ in der Stadtbibliothek Gütersloh veranstaltet. Ich habe dazu einen kleinen Überblick gegeben, was in dem Zusammenhang Open Government bedeutet und was mit „Offenen Daten“ alles möglich wäre.
Die Klimakrisenbewältigung muss alle in einer Gesellschaft mitnehmen. Die Wege und Formate der bisherigen Politik reichen nicht aus. Einen notwendigen neuen politischen Rahmen für die Gestaltung (noch ist es Gestaltung, bald ist es Schadensmanagement) bilden nach meinem Verständnis die Grundsätze des Open Government. Diese gilt es in den Kommunen zur Kür zu bringen.
Tragende Säulen des Open Government:
# Öffnung von Daten im Sinne von Open Data, der Zugang zu diesen sowie die freie Verarbeitungen in digitalen Anwendungen sind Grundlagen
#Transparenz, der Bürgerschaft wird der Zugang zu Informationen und Wissen ermöglicht, Entscheidungen und Prozesse werden nachvollziehbar, sie verschaffen sich selbst ein Meinungsbild
#neue Formen der Zusammenarbeit, Kooperation und Koproduktion – neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft, die ausprobiert werden und zu neuen Lösungen führen können. Es geht um die Identifizierung von Aufgabenstellungen ebenso wie um die gemeinsame Umsetzung.
#umfängliche Nutzung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologie #E-Partizipation – bindet die Bürgerschaft in Entscheidungen mit ein.
Ein offenes Verwaltungs- und Regierungshandeln nutzt dem Gemeinwohl in seinen Bemühungen auf dem Weg, eine klimaneutrale Kommune zu werden.
Offene Daten als „must have“
„Open Data“ ist ein Fachbegriff und bedeutet, dass grundsätzlich alle Daten öffentlich sind, mensch- und maschinenlesbar vorliegen müssen – ausgenommen personenbezogene Daten.
Zahlreiche Kommunen stellen bereits unzählige Datensätze zur freien Verfügung für alle ins Netz, so wie die Daten zu Ordnungswidrigkeiten im ruhenden Verkehr (Knöllchen) oder auch Standorte für Defibrilatoren, Badegewässerqualität, Umweltdaten, Hochwasser-Gefahrenorte, Klimaorte, Treibhausgasbilanz, Bodennutzung und vieles mehr – offene Daten wachsen im Bestand, es sind brauchbare, gesicherte Informationen, die das Wirken und Pulsieren einer Stadt durchsichtiger machen. Wie solche Datensätze aussehen, finden sich mittlerweile in vielen Quellen: Open NRW, Gov Data (Datenportal für Deutschland), Musterdatenkatalog für Kommunen. Ausreden also wie „Offene Daten geht nicht“, sind von gestern! Jede Kommune kann Open Data. Wenn nicht, fehlt der Wille – so einfach ist das. Und das Gemeinwohl schaut in die Röhre. (Ich schreibe nun schon soooo lange darüber…)
Die freie Nutzung von Daten lädt ein, aus den Daten wichtige Analysen und Anwendungen für das tägliche Leben zu gewinnen. Datenportale aus Bürgerhand geschaffen, wachsen. Sie liefern vor Ort erhobene Daten zur Beschaffenheit der Luft oder messen Lärm. Sie erheben mittels Sensoren Wasserstände oder dokumentieren Risse und Verschiebungen an denkmalgeschützten, öffentlichen Gebäuden. All diese Bürgerdaten tragen dazu bei, das Gemeinwohl zu gestalten.
Im Vortrag habe ich einige gute Beispiele gezeigt, die bereits funktionieren und Veränderung auf dem Weg zur Nachhaltigkeit und Klimaneutralität funktionieren.
Hier möchte ich nur eins der Projekte vorstellen, das fasziniert – und auch noch in der Nachbarstadt Bielefeld stattfindet.
Klimawatch – ein Projekt von Code for Münster in Bielefeld
Das Projekt Klimawatch stammt aus dem Code for Münster und der Open Knowledge Foundation. Hier werden unterschiedliche Städte unter dem Aspekt analysiert, wie weit diese bereist auf dem Weg zur Klimaneutralität gelangt sind. Berechnet wird der CO2-Fußabdruck in Anlehnung an das Pariser Klimaschutzabkommen und die Umrechnung der möglichen Emissionsmenge in den Kommunen nach Bevölkerungsgröße. Sehr spannend – denn diese Berechnung beziehen sich auf Offene Daten aus den Kommunen.
Für Bielefeld wird in einer Graphik der Verbrauch dargestellt – in einer Mitmachaktion kann der Nutzer schätzen, in welcher Kurve und Schräge der Wert eigentlich gesenkt werden müsste, um klimaneutral zu werden.
Anschließend zeigt das System dann die „reale“ notwendige Kurve – ein direkter Lernprozess setzt ein. Die Neugierde steigt: Was kann man als Einzelner tun? Was als jemand, der sich aktiv einsetzt.
Die Anregungen sind vielfältig – Was kann ich tun -heißt es da:
ZITAT: „Deshalb:
Klimaschutz wird aber auch entscheidend von nationaler und lokaler Politik bestimmt. Deshalb:
- Informiere dich über geplante Maßnahmen und Projekte in Bielefeld.
- Sprich mit PolitikerInnen, um für eine höhere Geschwindigkeit zu sorgen.
- Vernetze Dich mit Menschen, die für mehr Klimaschutz aktiv sind. Zusammen sind wir stark!
- Nicht zuletzt: Verliere nicht die Hoffnung, sondern sei froh Teil der Veränderung zu einem besseren Leben für alle sein zu können!“ ZITAT ENDE
Was lernen wir von den Nachbarstädten und dem Projekt der Coder?
A) Die Städte haben Open Data Portale.
B) Die Community macht sich auf den Weg zur Klimaneutralität mit eigenen Mitteln – Daten in Bürgerhand veredelt zahlen auf das Gemeinwohl ein – und sind wichtige Grundlagen für die Debatte in den Kommunen. Denn Offene Daten bringen Messbarkeit in die Diskussion. Und Transparenz. Und Handlungsstränge.
Schön wäre es, wenn es auch in Gütersloh…. ach, na ja…..