Stadtentwicklung – soziales und ökologisches Ungleichgewicht

Das Stadtbild in Gütersloh ändert sich förmlich radikal. Viele Häuser, die das Gesicht der Stadt prägten, verschwinden. Ganze Straßenzüge und Quartiere werden zur Zeit mit Neubauten versehen. Es entstehen Wohnformen, die im Grund alle gleich aussehen: Hutschachtelformat mit Deckel, dem Bauhaus nachempfunden. Es sind Eigentumswohnungen mit einem Penthouse als Abschluss, altengerecht gebaut – und sehr teuer in der Miete oder im Kauf.

Damit sind wir beim Thema Verdrängung. Mit dieser Entwicklung verbunden sind drei schwerwiegende Folgen für Gütersloh:

Erstens: Bezahlbarer Wohnraum in zentraler Lage ist kaum mehr zu bekommen und der Trend setzt sich ungehemmt fort. Die Mischung der Einkommensverhältnisse und damit der vielfältigen Lebensformen wird so aus der Innenstadt verbannt. Wohnen können dort zukünftig nur noch Wohlhabende, die die Mieten bezahlen oder gleich Wohnungen kaufen können. In den Großstädten nennt man das „Gentrifizierung“.

Zweitens: Mittlerweile wird auch jeder Zentimeter Grünfläche in der City überbaut. Hinterhofgärtchen und Grün müssen Beton weichen. Auch in der zweiten Reihe. Der grünen Lunge in der Innenstadt geht langsam die Puste aus. An Grünflächen, die auch noch öffentlich genutzt werden können, denkt man nicht. Grüne Verweilplätze entstehen immer nur zu „Events“ und werden dann wieder entfernt.

Drittens: Wer eine Innenstadt beleben möchte, muss das „ganze Leben“ in die Stadt holen. Ziel sollte sein, Menschen in allen Generationen und Gehaltsklassen wieder zum Leben, Wohnen und am besten sogar wieder mit neuen Formen der Arbeit in die Stadt zu holen. Die Veränderungen auch des Kaufverhaltens durch das Internet führen ansonsten dazu, dass die Innenstadt noch mehr Leerstand aufweisen wird.

Auffallend ist: Bei all den Änderungen darf ein Gremium nicht öffentlich zu Wort kommen. Das ist der Gestaltungsbeirat. Warum eigentlich nicht? Darf man das schon Klüngel nennen, wenn so viel Stillschweigen um Stadtplanung und Innenstadtarchitektur herrscht?

Und eine weitere Frage ist: Sind eigentlich alle Bewohner der Stadt damit einverstanden, dass „ihre“ Stadt sich so verändert, dass die Identität und Eigenheit in Frage gestellt wird? Modernität könnte auch ohne diese Flurschäden entstehen. Ein öffentlicher Austausch darüber wäre sinnvoll und längst angebracht. Denn moderne Stadtplanung ist eine Frage des Gemeinwohls und das bezieht die vielen Einwohner mit ein.

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  1. Das fehlte mir noch – für den Ausblick auf das gesammelte Elend mit Gewalt, Krach und Gestank in der Gütersloher Innenstadt teuer bezahlen zu müssen.
    Nein Danke! Verzichte gern und bleibe im Grünen.

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