Von analog zu digital – ein Ruck für einen Riesen

Wir erleben im bedrohlichen Kontext der Pandemie um den Covid-19 Coronavirus einen Run auf digitale Tools in jedem Bereich: Arbeit, Gesundheit, Bildung. Während Corona die Nation in weiten Teilen in ihren Gewohnheiten lahmlegt, bleibt die Notwendigkeit, zu kommunizieren, zu arbeiten und irgendwie weiter zu machen. Nur mit Distanz, ohne Gefahr der Ansteckung, unter Vermeidung der direkten Sozialkontakte. Die Anfragen im Netz, insbesondere Twitter quellen über: Wie kann man das organisieren? Schnell? Die Netzgemeinde zeigt wieder einmal, zu was ein freies und tolerantes Internet in der Lage ist: es organisiert sich selbst, gibt Antworten, zeigt, was möglich ist, im positiven Sinne hat es Antworten auf drängende Fragen.

Wir verfolgen die Erkenntnis, dass derzeit viele Veranstaltungen und öffentliche Zusammenkünfte heruntergefahren werden. Hinter vielen dieser Events stehen Freiberufler, Selbständige, Kreative, Musiker, Schauspieler und auch hier prekär Beschäftigte. Niemand hat bisher auf dem Schirm, wie sie ihre krassen finanziellen Einbußen werden überbrücken können. Anders als die Festangestellten und Beamten, die sich diese Frage nicht in der existentiellen Form stellen müssen. So wird bereits die Frage nach dem Corona-Bedingungslosen Einkommen gestellt. Eine Petition dazu findet sich hier. 

Auch organisiert sich das Netz selbst, wie es weitergehen kann, stellt die Frage, wer ggf. einspringen kann und mit welcher Qualifikation, sollten immer mehr Betroffene infiziert sein oder unter Quarantäne stehen. Auf Twitter entsteht so eine regelrechte Arbeitsbörse. Die im übrigen sehr wirkungsvoll funktioniert – und in rasender Geschwindigkeit zu Ergebnissen führt. – Was macht das mit schwerfälligen staatlichen Institutionen wie die Bundesagentur für Arbeit oder Jobcenter, die sich eh schon schwertun mit den neuen Formen der Arbeit und die Kenntnisse darüber. Brauchen wir solche Schwerfälligkeit künftig überhaupt noch? Sind sie nicht längst lediglich auf die Auszahlung von staatlichen Transfers reduziert, aber kaum jemand nimmt ihre Vermittlungs- oder Beratungskompetenz im Neuland ernst, weil wenig wirksam?

Gleiches gilt für die vielen Ideen und Anregungen, Unterricht digital abzuhalten, Plattformen, Clouds und kollaborative Werkzeuge einzurichten. Gerade heute konnte ich hier behilflich sein, für die Erwachsenenbildung ein passendes Tool aufzubauen.

Aber es geht noch weiter, der Blick in die Zukunft ist nun mehr und mehr unverstellt. Etwa bei dieser Frage, die zeigt, wie sehr mittlerweile auch die Kompetenz von Codieren bei Kindern gefragt ist – und wie viele Handwerkszeuge zum Einstieg es hier schon gibt:

Offenbar braucht es besondere Anlässe von außen, um bahnbrechende Veränderungen zu implementieren – leider sind es oft bedrohliche Umstände, die Zukunft erzeugen. Es entstehen unkalkulierte Zeitfenster, in denen sich Versäumnisse der Politikgestaltung sehr deutlich zeigen. Es sind Momentaufnahmen, die Richtungsentscheidungen von Entscheidern in Frage stellen oder eben Versäumnisse im vorausschauenden Handeln offensichtlich machen, wenn es etwa um Zukunftstechnologien oder Zukunftsnarrative geht.

Eines davon ist die enorme Wirksamkeit von Open Data, Civic Tech-Projekten, Plattformen der Kollaboration, die Co-Produktionen mit Behörden und Zivilgesellschaft, wenn es um innovative Ideen geht. Dies als gute Beispiele, von denen bisher noch zu wenig Nutzen ausgegangen ist. Open Government als Klammer all dieser neuen Haltungen wäre grundweg geeignet, neue Wege der Resilienz gegen solche Bedrohungen von außen zu schaffen und vor allem das Kollektiv zu nutzen, diese zu meistern.

Ein negatives Beispiel ist dagegen, wie überdeutlich es sich jetzt auswirkt, dass es immer noch kein flächendeckendes Glasfaser gibt in Deutschland. Jetzt, in der Krise zeigt sich die tektonische Verschiebung einer ganzen Nation, einer ganzen Welt von analog ins Digitale. Gut, wenn man dann zur Nutzung aller neuen Informations- und Kommunikationsmittel eine tragfähige und gigabitfähige Infrastruktur hat.

Wir erleben einen Ruck in der Gesellschaft. Schieben wir den Riesen jetzt noch ein wenig an in Richtung Null und Eins. Dann hat diese schlimme Pandemie noch einen guten Aspekt.

Bleibt gesund!

 

 

 

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