Die Nachricht war eigentlich für ihre Brisanz viel zu versteckt. Am 15.11. diesen Jahres testete Russland eine bodengestützte Antisatelliten-Rakete und sprengt einen im All umherfliegenden eigenen Satelliten in echt. Die umherfliegenden unzähligen Trümmerteile bilden eine Gefahr für andere Satelliten und auch für die Raumfähre ISS und die dort befindlichen Astronauten, die sich in eine Rettungskapsel zurückziehen mussten.
Die deutsche Bundesregierung kritisiert diesen Test scharf, ebenso die EU. Die Pressemitteilung des deutschen Auswärtigen Amtes vom 16.11.21 führt auf:
„Durch die Zerstörung des Satelliten im niedrigen Erdorbit ist eine Vielzahl von Trümmerteilen entstanden, die die freie und ungehinderte Nutzung des Weltraums für alle Staaten für Jahre beeinträchtigen werden.
Durch diesen Test und entstandene Trümmerteile werden auch die Astronautinnen und Astronauten auf der Internationalen Raumstation zusätzlichen Risiken ausgesetzt.“
Auswärtiges Amt, Website.
Bei Meldungen dieser Art horche ich auf, denn die Fragen von Digitalisierung und die Zukunft im All sind wahre Zukunftsaufgaben, die bisher nicht ausreichend in ihren Folgen antizipiert werden. Was bedeutet diese neue globale Fokussierung auf das All? Erleben wir eine neue Form des Kolonialismus, ein Wettrennen um Vorteile im Weltraum? Welche Auswirkungen haben Tests und Forschung im All für die Erde und die Transformation in die nächste Entwicklungsstufe unseres Daseins? Viele Fragen, wenig Antworten, wenig vorausschauende Blicke, die sich dem Thema widmen.
Ein Literaturhinweis an dieser Stelle daher: Thomas Grüter beschäftigt sich in seinem Buch „Offline“ mit Fragen zu einem möglichen Kollaps der globalen digitalen Zivilisation. Sehr spannende Lektüre, die aufmerksam macht, wie verletzlich unser gewohntes Leben auf der Erde eigentlich ist. Neben der Bedrohung durch den Klimawandel.
Ein wichtiger Aspekt darin ist das „Kessler-Syndrom“ – benannt nach dem Astronomen Donald J. Kessler, der bereits 1978 davor warnte, dass schon eine kleine Splitterwolke, etwa von einem explodierenden Satelliten, eine fatale Kettenreaktion auslösen könnte. Solche Trümmerteile könnten Satelliten zerstören, die maßgeblich unser Leben hier auf der Erde beeinflussen: als GPS, als Versorgung mit Internet (StarLink) – ohne Satelliten kein Internet.
Das beschriebene Szenario lebt auf und gewinnt an Gewicht, wenn Nationen Trümmerteile sogar selbst mutwillig produzieren. Ein Blick auf den Himmel auch in Fragen der Digitalisierung wäre also sinnvoll.