Wenn Atlas den Advent rettet…

Was haben Boston Dynamics und Adventssänger im Ostwestfälischen miteinander gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten fällt mir eine Menge ein:

Boston Dynamics entwickeln Roboter wie Atlas, die auch in unwegsamen Gelände laufen können. Eine gute Voraussetzung, um auch im ländlichen Raum mit seinen unwegsamen Wegen und Gelände klar zu kommen.

Im Ostwestfälischen ist es ländlich. Gleichfalls ist im Ostwestfälischen die Überaltung der Bevölkerung auf dem besten Wege, ihre unangenehme Wirkung zu entfalten: So manche lieb gewonnene Tradition fällt flach, weil sie keiner mehr ausübt – es findet sich kein Nachwuchs mehr, der dazu bereit ist. Zu diesen Traditionen gehört auch das alljährliche Adventssingen in aller Herrgottsfrühe an den Adventssonntagen: Durch Texte, Gesang und manchmal auch Posaunenklänge der Adventssänger können die Menschen der Hektik des Alltags entfliehen und werden musikalisch auf Weihnachten eingestimmt. Ganz praktisch sonntags, ohne Kirchgang, ganz einfach – im Bett liegend, während die Sänger draußen in der Kälte stehen und unter den Fenstern singen. Die Zuhörer sollen sich auf den wahren Sinn der Adventszeit, das Warten auf die Ankunft Jesu Christi, besinnen.

In diesem Ansinnen laufen also jedes Jahr Adventssänger durch die Dörfer und Städte und bringen ihre Lieder zum Advent zum besten. Noch jedenfalls. Das ändert sich aus besagtem Grund der Alterung, es werden stetig weniger Sänger. Heute Morgen waren es noch drei, wo früher zehn sangen: „Macht auf die Tür, die Tor macht weit…“

Hier eine Kostprobe eines Adventsliedes, aufgenommen vom Paradiesbauer:

Was ist wenn…

…. nun niemand mehr so früh aufstehen möchte, um zu singen? Was ist, wenn aber niemand auf diesen wunderbaren Brauch verzichten möchte – weil es zur Vorfreude von Weihnachten gehört?

Dann kann Boston Dynamics künftig helfen: Ein Roboter wie Atlas erhält einen schönen Anstrich, passend zu Weihnachten in rot und weiß, gern auch mit einem Bart und einer Mütze dekoriert und wird bestückt mit altem Liedgut, Posaunenklängen und der Wegroute durch die Dörfer und Städtchen – um den Menschen in den Betten auch weiterhin ihren Adventsgruß darzubieten. Nur eben nicht mehr menschlich. Sondern digital. Er wird ja in der Regel gehört – und nicht gesehen. 

Ich würde mich drüber freuen, wenn ich dann so alt bin und vielleicht in einem Heim leben muss und Atlas steht mit seinen Adventsliedern unter meinem Fenster und singt. Erinnerungen an alte Tage werden so wach gehalten – und Atlas kennt selbst kein Alter, nur ein Update – und ein Ersatzteillager, vielleicht kann man so auch mal ein neues Adventslied aufspielen. So wäre Weihnachten gerettet.

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