Die 11. Initiatve des CoLab Internet&Gesellschaft zusammen mit dem Verein “Unternehmen für die Region” (UfdR) beschäftigt sich in den kommenden Monaten mit dem Schwerpunkt#digitaleRegion. Über den Start hatte ich schon gebloggt. Ich arbeite hier als Expertin mit.
Zwei Testregionen
Im zweiten Workshop gestern im FraunhoferForum in Berlin kristallisierten sich nun differenzierte Herangehensweisen heraus: Wir werden Grundlagenarbeit in bekannter interdiszipliärer Besetzung betreiben. Die Schwerpunkte sind Wirtschaft&Arbeit, Bildung, Mobilität und Logistik sowie Staat und Verwaltung. Viel herausfordernder aber wird der Realitycheck vor Ort sein. Geplant sind zwei konkrete Workshops in Regionen, die sich teilweise schon sehr erfolgreich auf den Weg gemacht haben, wie Augsburg und Umgebung sowie in einer “Newcomer”-Region mit der Gemeinde Wennigsen (Deister), wo sich ein Netzwerk abzeichnet, welches die digitale Transformation für sich entdeckt. In der Experten-Diskussion fanden gerade diese beidenbipolaren Ansätze großen Zuspruch: Nord-Süd, Starter und Erfahrung, um den Sprung von der Theorie in die Praxis zu bewerkstelligen.
Zum Aufbruch in Wennigsen habe ich Christian Mainka um ein kurzes Statement gebeten, er ist Projektmanager und Wirtschaftsförderer in Wennigsen. Zudem gibt Tina Weber (UdfR) einen kurzen Einblick, wie sehr das Thema “Digitalisierung” auch die Netzwerke in den Regionen bewegt und treibt:
Einen kurzen Zwischenstand vermitteln die Macher der 11. Initiative des CoLab Gerald Swarat und Resa Mohabbat Kar:
AG Wirtschaft und Arbeit
Ich selbst arbeite in der AG “Arbeit, Wirtschaft und KMUs” mit. Zentrale Arbeitsstränge werden sein, die Lebensqualität für Familien auf dem Land zu verbessern, was besonders Kinder und Schulen berühren wird aber auch das Einsparen von Zeit durch Wegfall der Pendlerzeiten. Zweitens werden wir in den Blick nehmen, welche Rahmenbedingungen das neue Arbeiten eigentlich bräuchte (Arbeit4.0 ist das Schlagwort), berücksichtigt man die Bedarfe der Menschen an erster Stelle – dies aus der Sicht derer, die gerne in der “Fläche” leben möchten und nicht in den Ballungsgebieten.
Das berührt selbstverständlich auch Fragen der Nachhaltigkeit, die Ausformung neuer Berufsbilder sicherlich auch, gekoppelt mit der Überlegung, welche Berufsgruppen man gerne vor Ort ansiedeln möchte. Müssen jetzt alle Designer aufs Land ziehen? Auch der Aspekt der Landwirtschaft als Arbeitsfeld soll betrachtet werden: gibt es etwa digitale Plattformen für neue Geschäftsmodelle des Vertriebs? Wichtig ist mir der Aspekt, dass nicht alles eine Frage der Technik sein muss. Digitale Strategien sollen in erster Linie den Menschen in den Fokus stellen. Nur auf diesem Weg kann man zur Verbesserung (oder für den Erhalt?) der Lebensqualität beitragen.
Um möglichst nah an den Bedarfen in der Region zu bleiben, werden die Fragen der Experten daher an die regionalen Netzwerke auf diese Gesichtspunkte hin geschärft und in einem Fragenkatalog abgefragt. Wir identifizieren hierbei Entscheider und Akteure aus den unterschiedlichen Zusammenhängen. Darauf aufbauen wird eine Schwerpunktstudie, am Ende steht bestenfalls eine Roadmap für neue Impulse der Wirtschaft und des Arbeitens.
Gedacht sind auch Zukunftsszenarien, die einen Schritt weiter über das Mach- und Wünschbare hinausweisen sollen. Klar ist dabei allen Experten: eine digitale Region wird man nicht einfach, weil man eine Idee “von der Stange” für sich kauft. Digitale Region wird man, wenn die Strategie direkt an den Bedarfen vor Ort ausgerichtet ist – und von vielen Aspekten und Beteiligten getragen wird. Alte Hüte – möchte man meinen, doch die Notwendigkeit der Neudefinition von regionalen und ländlichen Lebensräumen hin zu einem smarten Ansatz setzt Kreativität frei, die dringend notwendig ist.
Open Data nutzen
Zu all diesen Überlegungen sind konkrete Daten notwendig. Spezifische Daten und auch Handlungsempfehlungen aus der Demographie heraus gedacht, gepaart mit digitalen Herangehensweisen können eine gute Grundlage sein, um daraus Konzepte zu entwickeln. Mein Ansatz ist immer der, die Daten aus dem Wegweiser zu nutzen, die sich nach über 100 Kriterien differenzieren lassen, auch was Wirtschaft und Bevölkerung angeht. Und dann kommt man schnell auch zu meinem Lieblingsthema: Nutzen von Offenen Daten aus den Aktenschränken der Kommunen und Regionen, aus denen sehr passgenaue Anwendungen und Muster abzuleiten sind, die beim Nachdenken über digitale Prozesse mehr als hilfreich sind. Ich finde ja, sie sind essentiell.
Aber wir werden sehen, welche Bedarfe die beiden Testregionen Augsburg und Wennigsen anmelden. Es wird auf jeden Fall spannend, vor Ort zu schauen, wie man Luft unter die Flügel einer digitalen Region bekommt. So viel erstmal als kleiner Werkstattbericht aus dem CoLab. Bald mehr.
Der Blogbeitrag ist auch erschienen im Blog „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung.