Autonomes Fahren – ich hab mich getraut! Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich in einem Bus ohne Fahrer mitgefahren. Nicht in freier Wildbahn – aber in einer Halle auf der CeBIT 2017. Allerdings: Der Post-Bus Schweiz AG fährt real bereits im öffentlichen Raum durch Sion im schweizerischen Kanton Wallis – autonom. In echt. Ein neues Kapitel für den Öffentlichen Nahverkehr ist aufgeschlagen. Zukunft beginnt bereits bei den Nachbarn im Dorf. Der Dauerversuch ist bisher weltweit einmalig.
Das Unternehmen PostAuto und MobilityLab Sion-Valais (Stadt Sitten, Kanton Wallis, HeS-So, EPFL, Schweizerische Post) testen in diesem Dauerversuch gemeinsam mit ihren Partnern im Projekt «SmartShuttle», wie und ob der Einsatz von autonomen Shuttles im öffentlichen Raum technisch sowie betrieblich machbar ist. Der Spaßfaktor für Kunden und die Sogwirkung dieser neuen Mobilität steht ebenfalls zum Test an. Der Umweltfaktor wird auch eine große Rolle spielen.
Es war der Renner auf der CeBIT: Wer mitfahren wollte, stand an, so groß war der Andrang, einmal zu testen, wie sich das anfühlt, dieses viel diskutierte autonome Fahren. 11 Personen finden ihren Platz in dem gelben Futurshuttle. Und dann ging es los, im Schritttempo bei 20/kmh durch die Halle. Schneller sollte es auch gar nicht sein, so konnte man den Ausblick genießen – und das Gefühl des Erstaunens, welches sich breit machte, spätestens als das Pendant an uns in anderer Richtung vorbeifuhr, in sauberen Linien und Kurven. Solch ein Fahrgefühl könnte sich ganz bald auf vielen Straßen breit machen. Besonders Kommunen dürften hier einen Blick drauf werfen.
Ausgerüstet ist das «SmartShuttle» mit hochsensiblen Sensoren, die in der Lage sind, miteinander zu kommunizieren und ihre Daten abzugleichen, um die Entscheidungsfindung des Fahrzeugs zu verbessern. Die technischen Details finden sich kurz beschrieben auf der Website von „Post-Auto – die gelbe Klasse“:
- Multisensor-Technologie = sind in der Lage miteinander zu kommunizieren
- LIDAR-Sensoren = 3D-Wahrnehmung, Kartografierung des Standortes, Gewährleistung der Erkennung der Position und Hindernisse werden erkannt
- GPS RTK = Kommunikation zwischen GPS-Sensor und Basis, jeder Zeit ist Position bekannt
- ODOMETRIE = Messung Fahrweg und Geschwindigkeit
- Kamera-Sterovision = Analyse der Verkehrsumgebung (Straßenschilder, Ampel etc.)
Mit an Bord war für die Probefahrt kein Fahrer – wohl aber eine Begleitung, die alle technischen Details erklärte und für Fragen zur Verfügung stand. Real. Übrigens in drei Sprachen: französisch, englisch, deutsch.
In den echten Fahrzeugen vor Ort im Wallis fahren ebenfalls Begleiter mit. Sie werden „Grooms“ genannt. „Grooms“ waren früher mal „Stallburschen“ oder auch „Pferdeknechte“. Spaß an Ironie ist also vorhanden. Sie sind in Sion verantwortlich für das einwandfreie Funktionieren der Shuttles und vor allem für die Sicherheit der Fahrgäste. Sie können eine Notbremsung einleiten, sie informieren die Fahrgäste und helfen ihnen beim Ein- und Aussteigen. Sie sind zur Stelle, wenn es schwieriger wird, etwa bei Reisenden mit Rollstühlen oder Kinderwagen. Nebenbei bemerkt: Der Groom könnte auch Fahrbewegungen steuern. Im Bedarfsfall.
In der Halle auf der CeBIT brauchte es keine Korrekturen. Die Fahrt war stressfrei. Mir hat es gefallen. Ich erahne das riesige Potenzial dieses Unterfangens der „gelben Klasse. Kommunen müssten nun Schlange stehen.