Senioren: Willkommen in der digitalen Welt!

Sie hat es immer dabei und bedient es wie ein Profi: Mit dem Smartphone organisiert sie ihren Alltag und ihr Leben – und begeistert andere Senioren und Seniorinnen, wie das funktioniert. Die Rede ist von Roelfina Trauernicht-Kloen.

Das Foto zeigt Roelfina mit dem Smartphone in der Hand.
Roelfina Trauernicht-Kloen und die digitale Welt

Mit ihren 72 Jahren lädt sie ältere Menschen ein auf die Reise in die digitale Welt und erklärt, wie man in dieser neuen Welt lebt und mit den technischen Hilfsmitteln wunderbar den Alltag meistern kann. Mit Erfolg. Ihr Rezept: Sie erklärt genau das, was sie gefragt wird. Orientiert sich an den echten Bedürfnissen der Nutzer. Lernen lasse sich nur das, was die Menschen auch wissen wollen. Oft ist die Familie der Antrieb, sich im höheren Alter noch digital fortzubilden. Nur so lässt sich Kontakt halten. Kinder und Enkel leben in der modernen Zeit über Grenzen hinweg in der Welt verstreut.

Mit dem Smartphone lassen sich große Distanzen mühelos überbrücken. Die Enkel in Schweden senden Fotos mobil, die Enkel in den Niederlanden singen ein Lieg für die Oma auf einem Messenger. Oder die Seniorinnen und Senioren chatten via WhatsApp mit der Tochter. Oft sind es die Kinder, die den Senioren und Seniorinnen die Smartphones schenken – sie dann aber mit der Bedienung alleine lassen. Dann ist da Roeli. Sie hilft und erklärt. Egal, ob es sich um ein Virenprogramm handelt oder um eine Wetterapp für Schweden. Gemeinsam legen sie los. Roeli vernetzt im Netz. Die Lernenden tragen diesen Gedanken zurück in ihre eigenen neuen Netzwerke. Der Kreis zieht weitere Kreise.

Ich habe die Niederländerin und ihren ständigen Begleiter, ihr Smartphone, getroffen – und ein kleines Interview mit ihr gemacht – über ihren Weg ins Internet und die Möglichkeit auch im Alter digital zu sein:

Ihre erste Berührung mit dem Computer hatte sie vor fast 20 Jahren. Damals war sie Sozialarbeiterin in einer Obdachlosensiedlung in Gütersloh. Für die Mitarbeiter gab es Computer-Kurse. Die Älteren, die über 55-Jährigen sollten aber nicht mehr in den Genuss einer Fortbildung mit der neuen Technik kommen. Roelfina fand das nicht angemessen, hakte nach und besuchte dann doch die VHS, um sich fit zu machen im Umgang mit O und I. Davon profitierte ihr Beruf – und ihr Arbeitgeber.

„Mit Internet ging doch alles viel schneller. Früher mussten wir das alles mit der Hand schreiben,“ erzählt sie. Der erste Computer in ihrer Arbeitsstelle wurde noch in einem verschließbaren Schrank gesichert, den Schlüssel durfte nicht jeder haben. Ihr Wissen über den Umgang mit Computern gab sie schon damals weiter an ihre Schützlinge in der Obdachlosenunterkunft. Sie unterrichtete auch die Kinder in der Nutzung digitaler Hilfsmittel.

Das Foto zeigt ein großes Smartphone in den Händen.
immer dabei: das Smartphone

Dabei blieb es nicht. Sie wollte auch mobil digital sein. Mit 60 kaufte sie das erste Handy. Wollte diesem kleinen Ding auf den Grund gehen und studierte die Bedienungsanleitung. Sie umschiffte Klippe für Klippe der Nutzungen – und avancierte zum Kenner und Profi. Es gab kaum eine Frage mehr, die sie sich und anderen nicht erklären konnte. „Das kann man ja nicht kaputt machen, man muss selbst herausfinden, wo Probleme sind und die dann lösen,“beschreibt sie ihre Vorgehensweise.

Durch eine Sehbehinderung war sie in ihrer Lesefähigkeit mehr und mehr eingeschränkt. Auch das Lesen der gedruckten Zeitung wurde zum Handicap. Sie nahm bereits eine Lupe zu Hilfe. Da lag es nahe, ein Smartphone zu kaufen. Sie war da schon 70. „Mit dem Smartphone kann ich viel besser lesen, kann die Einstellung der Schrift vergrößern – so nutze ich jetzt das e-Paper der Zeitung.“ Neben der Lesegewohnheit veränderte sich auch die Kommunikation. „Ich habe jetzt so viele neue Kontakte, es macht Spaß sich auszutauschen.“ Digitales verhindert das Verstummen im Alter. Digitales erhält Lebensqualität, weiß sie in vielen konkreten Lebenssituationen zu erzählen.

Am Ende des Interviews beschreibt sie, was für den Rest des Tages noch auf ihrer Tagesordnung steht:

Heute kommt der 80-jährige Herr aus der Urlaubsgruppe mit seinem Fahrrad bei uns vorgefahren und will noch Weiteres an Bedienung mit seinem Smartphone lernen. „Wir sitzen dann auf dem Sofa und schauen beide auf unser Smartphone – und werden heute wohl eine neue App installieren, zum Katastrophenschutz.“

Ich bin sehr beeindruckt. Roelfina lebt das, was wir gerade unter Digital Literacy der Gesellschaft theoretisch diskutieren. Von ihr kann ich lernen – was hatte Roelfina dazu im Interview gesagt: „Man muss die Menschen fragen, wie sie in der digitalen Welt leben möchten.“ –  Ja, fangen wir damit an!

Das Foto zeigt Roeli.
Digital im Alter

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