Sie erkranken nicht an Corona. Obwohl sie sich selbst auch leicht mit einem Virus infizieren könnten – der aber nicht vergleichbar ist mit der tödlichen Gefahr eines Covid-19-Virus für die Menschen. Daher kommen sie in den Einsatz, wo Menschen gefährdet sind: Roboter, respektive ihre Künstliche Intelligenz.
Zwei aktuelle Einsätze, die ich in diesen schweren Tagen der Pandemie sehr spannend fand, denn ich denke, wir werden uns an ihre intelligenten und immer umfassenderen Dienste gewöhnen müssen:
Roboter helfen im Krankenhaus in Wuhan
Die BBC berichtet in ihrem Beitrag „Robots helping patients to recover in Wuhan hospital:
In dem chinesischen Krankenhaus Wuhan Hospital werden Roboter bei der Behandlung von Patienten eingesetzt. Die verschiedenen Robotermodelle, die zum Einsatz gelangen, stammen aus der Firma von CloudMinds. Zweihundert Menschen, infiziert mit dem Coronavirus, wurden von ihnen auf einer besonderen Station behandelt. Sechs Arten von Robotern wurden eingeführt, um die Patienten, die sich in einer geschlossenen Station aufhalten, bei der Durchführung grundlegender Aufgaben zu unterstützen, wie z.B. die Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten und die Einhaltung der Hygiene der Station. CEO von CloudMinds, Bill Huang, sagte: „Dies ist Chinas erste vollständig robotergeführte Station und eine Gelegenheit, die Leistungsfähigkeit der Technologie und unsere Zusammenarbeit zu testen. Der Einsatz gilt der Hoffnung, dass der Einsatz der Roboterkollegen dazu beiträgt, die Ausbreitung des Virus zu stoppen und das Krankenhauspersonal davor zu schützen, sich anzustecken, während die Patienten noch betreut werden.
Die Roboter haben eine Karte der Station in einem Cloud-basierten Server gespeichert, und sie werden von Menschen über eine 5G-Verbindung gesteuert. Die Patienten auf der Station tragen außerdem Armbänder, die ihre Herzfrequenz und ihre Temperatur überwachen. Diese werden aufgezeichnet und auf einem Bildschirm außerhalb der Station für das Krankenhauspersonal sichtbar gemacht. In Zukunft könnten mehr Roboter eingesetzt werden, um die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Schon jetzt wurden in der gesamten Stadt Wuhan schon Roboter zur Abgabe von Lebensmitteln und zur Desinfektion von Außenbereichen eingesetzt. Kürzlich entwickelten Wissenschaftler der Tsinghua-Universität in Peking einen Roboterarm, der von Ärzten in einem separaten Raum gesteuert werden kann, was in Zeiten von schwersten Vireninfektionen von unschätzbarem Wert ist, verringert die Distanz doch die Ansteckungsgefahr für das klinische Personal.
Die Frage der Ethik bleibt: Welche Auswirkungen hat der Einsatz von Maschinen auf Schwersterkrankte Menschen, fehlt dann nicht menschliche Wärme und Würde – und darf „man“ auf Künstliche Intelligenz als Hilfe ausweichen, um die einen zu schützen und die andren zu heilen? Ich finde: ja.
Ein guter weiterer Artikel von „Wolfgang“ 1E9-Magazin sei hier als Lesestoff empfohlen, der noch weitere Hinweise gibt auf den Einsatz etwa von Desinfektionsrobotern, die bereits in Dänemark in den Pandemie-Einsatz kommen. Oder in dem auch „Roboy“ beschrieben wird, der am ANA Avatar XPRIZE teilnimmt– einem Wettbewerb, der nach Avatar-Systemen sucht, die einen Menschen in Echtzeit an einen anderen Ort transportieren.
Kollege Roboter überwacht Ausgangssperre
Das zweite Beispiel findet sich in Tunesien. Auch hier hilft ein Roboter in Tunis – bei der Überwachung der Eihaltung der Ausgangssperre. „Es“ kann direkt mit den Menschen auf der Straße kommunizieren, wird aber ferngesteuert aus einer Einsatzzentrale. So können die Behörden auf die „Bürger“ zugreifen und sie mittels Roboter auffordern, sich auszuweisen und eine Begründung zu formulieren, warum sie auf der Straße unterwegs sind. Ganz ohne Kontakt.
Ich habe Rihab via Whatsapp gefragt (eine Freundin, die arabisch), was gesprochen wird. Es fallen demnach Sätze im Video wie „Sie müssen zuhause bleiben“, „Bitte keinen Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen“, „wohnen Sie hier?“ – einer von den Befragten kommt aus einer anderen Stadt als Tunis, was eine Strafe nach sich zieht.
Das ist allerdings schon ziemlich krass – die Vorstellung, dass Bürgerrechte von Freiheit, Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit durch KI derart überwacht werden können. Vorstellbar wäre eben nicht nur die Kontrolle, sondern selbstverständlich auch die integrierte Gesichtserkennung und damit der Abgleich mit weiteren über diese Person gespeicherte Daten – ein naheliegender nächster Schritt bei einem „Fehlverhalten“ oder Verstößen wären also nicht weit: Sanktionen und Bußgelder.
Diese Entwicklung gilt es im Blick zu behalten, wenn wir „nach der Krise“ über Lehren und mögliche Konsequenzen der Pandemie und vor allem der staatlichen Handlungshoheit nachdenken werden. Am Ende ist nicht nur die Pandemie einzudämmen, sondern auch das Können von KI in diesem Zusammenhang ethisch einzuordnen. Im besten Fall leisten die schlauen Helfer und ihre KI unendlich gute Hilfe. Im schlechtesten Fall aber stehen sie über dem Menschen.